Hundesport

1977 hat mich Willi Jurasik zum Hundeplatz mitgenommen und ich lernte mit Amor und Boris v. Wörsbachtal meine ersten Schritte im Gebrauchshundesport. Im Rahmen des Jugendpokales der Landesgruppe Westfalen machte ich mit 10 Jahren dann mit Amor meine erste Prüfung im Mai 1978 in Rheine. Wir gewannen den Pokal und für mich war klar - das ist mein Sport!

Von da an habe ich mit Amor und teilweise auch mit Boris jeden Samstag fleißig trainiert, habe Fährten gelegt und später auch sogar den Ärmel angezogen. Willi hat mich zu jeder Prüfung mitgenommen und ich habe ihm wahnsinnig viel zu verdanken!

1980 kam dann mit Don v. Heitmannshof mein erster eigener Boxer ins Haus. Ihm folgten 1991 Bajo v. Eickeberg, 2001 Festus v. Frankenland, 2011 Cejay v. Eventus und 2018 Cejays Sohn Garvin v. Alt-Bayern. Sie alle wurden und werden im Gebrauchshundesport geführt und ich konnte einige Erfolge mit ihnen feiern, aber vor allem habe ich auf der Welt sehr viele Gleichgesinnte und einige gute Freunde gefunden! Inzwischen bin ich seit 2017 selbst Leistungsrichterin für den Gebrauchshundesport :)

Was ist Hundesport?

Hundesport an sich ist Sport, der mit dem Hund ausgeführt wird und somit eine mehr als sinnvolle Beschäftigung für Hund und Hundeführer (HF) 😊.
Man fördert dadurch nicht nur die Fitness von Hund und HF, sondern Sie werden sehen, dass die Hunde durch die notwendige Kopfarbeit und Konzentration ganz anders ausgepowert werden. Zudem fördern das gemeinsame Training und die Beschäftigung mit dem Hund und der Frage „Wie lernt mein Hund denn das?“ das Verhältnis zu Ihrem Hund. Sie bekommen eine intensivere Bindung zu Ihrem Hund!
Aber was ist denn jetzt Hundesport? Unter dem Begriff Hundesport werden zahlreiche Beschäftigungen mit dem Hund wie z. B.: Agility, Begleithundesport, Turnierhundesport, Obidience, Geländelauf -oder Canicross, Flyball, Dogdancing, Mantrailing und vieeeeeele andere mehr zusammengefasst. Auf den Seiten des VdH und der FCI finden Sie die national und international anerkannten Sportarten.

Die älteste Hunde-Sportart überhaupt ist der Gebrauchshundesport, oder auch Vielseitigkeitssport, der ganz früher auch mal Schutzhundesport genannt wurde.
Der Vielseitigkeitssport entstammt der Diensthundeausbildung und der Boxer wurde bereits 1924 als Diensthunderasse anerkannt! Dabei haben Hund und HF in den drei Abteilungen Fährte, Unterordnung und Schutzdienst, je nach Prüfungsstufe, unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen.

 Voraussetzung für alle: Begleithundeprüfung (BH-VT)

Um mit einem Hund Sport zu machen und an Prüfungen, Turnieren oder Wettkämpfen teilzunehmen, ist eine bestandene Begleithundeprüfung mit Verhaltenstest (BH-VT) Voraussetzung - das haben alle offiziellen Sportarten gemeinsam.
So ist die BH-VT für alle die Einstiegsprüfung, die mit 15 Monaten abgelegt werden kann. Sie besteht aus einer Unterordnung mit den Übungen:

  • Leinenführigkeit
  • Freifolge
  • Sitz aus der Bewegung
  • Platz mit heranrufen
  • Ablage unter Ablenkung

Des Weiteren wird in dem sogenannten Verkehrsteil das Verhalten des Hundes gegenüber seiner Umwelt (Menschen, Radfahrer, Autos, Begegnungen mit anderen Hunden etc) geprüft. Hier soll das Wesen des Hundes getestet werden und er darf sich hier nicht aggressiv zeigen.

Gebrauchshunde- oder Vielseitigkeitssport

Ein Sport - zig Namen: Schutzhund (SchH), Gebrauchshund, Vielseitigkeitssport (VPG), IPO (was eigentlich nur die Abkürzung von "Internationale Prüfungsordnung" war) und zur Zeit IGP (Internationale Gebrauchshund Prüfung)!

Der Gebrauchshundesport besteht aus den drei Abteilungen:

A: Fährte

B: Unterordnung

C: Schutzdienst

Um eine IGP-Prüfung zu bestehen, muss jede Abteilung mit mindestens 70 von je 100 Punkten bestanden werden. Es gibt drei unterschiedliche Schwierigkeitsstufen IGP 1, IGP 2 und IGP 3 und einige optionale Vorstufen wie IGP-V oder auch IGP-ZTP. Besteht Hund und HF die IGP 1, erhält der Hd das Ausbildungkennzeichen IGP 1. Die Meisterschaften werden in der Stufe IGP 3 durchgeführt.

Die Fährte

Eine herausragende Eigenschaft unserer Hunde sind ihre Sinnesorgane, die denen des Menschen in der Regel weit überlegen sind. Dabei sticht besonders ihr phänomenaler Geruchssinn heraus, sodass der Hund zu der sogenannten Gruppe der Makrosmatiker (Nasentiere) unter den Säugetieren zählt. Der Hund hat rasseabhängig bis zu 220 Mio. Riechzellen, der Mensch, der zur Gruppe der Mikrosmatiker (Augentiere) zählt, besitzt dem gegenüber nur etwa 5 Mio. Der Hund ist zudem in der Lage Stereo zu riechen, Geruchsadaption zu vermeiden und selbst kleinste Mengen von Geruchsstoffen noch wahrzunehmen und vor allem zu differenzieren.

Daher ist ein Einsatz als Spürhund, Lawinenhund oder zur Vermisstensuche nur naheliegend.

Im Gebrauchshundesport machen wir uns den hoch entwickelten Geruchssinn der Hunde vor allem für die sogenannte Abteilung A, die Fährte zunutze. Die Fährte ist entweder als eine der drei Abteilungen Bestandteil der Internationalen Gebrauchshundeprüfung (IGP 1-3), die in der sogenannten „Fährtenprüfung“ (F. Pr 1-3.) auch einzeln abgelegt werden kann, oder sie wird als „Fährtenhundprüfung“ (IFH) entweder in Stufe 1, 2 oder als IGP FH als Ausbildungskennzeichen angestrebt.
Das Ziel des Aufbaus eines Hundes in der Fährte sollte daher die ideale Ausarbeitung einer Fährte laut den Prüfungsstufen der Prüfungsordnung (PO) sein. In der zurzeit gültigen PO der FCI wird die ideale Suchleistung des Hundes als „intensive, mit gleichbleibendem Tempo, ruhige Arbeit mit tiefer Nase und positivem Suchverhalten“ beschrieben. Die ausgelegten Gegenstände sollen dabei „sicher, überzeugend und ruhig“ verwiesen bzw. angezeigt werden.
Das Suchen an sich muss man einem Hund nicht beibringen, denn diese Fähigkeit ist ihm in einem Maße angeboren, die wir Menschen nicht mal erahnen können. Der Geruchssinn wird dabei zur natürlichen Befriedigung z.B. des Beutetriebes, des Jagdtriebes und des Meutetriebes eingesetzt sowie zur Arterhaltung bzw. Fortpflanzung.
Das in der PO geforderte korrekte Absuchen einer Fährte muss dem Hund allerdings vom HF vermittelt werden, da der Hund von Natur aus eigentlich eher ein Stöbersucher ist, weil diese Art der Suche viel effizienter und energiesparender für ihn ist.

Ein positives Erlernen und Erfahren der Ausbildung ist meiner Meinung nach nirgends so wichtig, wie im Aufbau der Fährte. Der HF hat in keiner anderen Sparte so wenige Möglichkeiten, helfend oder korrigierend einzugreifen. Der Hund soll letztendlich in der Lage sein, eine Fährte vom Abgang bis zum letzten Gegenstand sicher, positiv und vor allem selbstständig ohne die Hilfe oder Motivierung durch den HF auch im schwierigen Gelände und bei verschiedenen Witterungsbedingungen abzusuchen. Das gelingt nur mit einer gewissen Eigenmotivation und Selbst­sicherheit des Hundes. Er muss Suchen wollen und das geht zuverlässig nicht aus einem Zwang heraus. Zwang führt auch zu einem hohen Stresslevel beim Hund und er verknüpft Situationen emotional mit Angst bzw. Stress. In diesen Situationen ist der Hd unsicher und würde sie am liebsten meiden.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, dem Hund die Fährtenarbeit zu vermitteln; ich bevorzuge die Arbeit über eine Beutemotivation oder über Futter, oder auch eine Kombination aus beidem. Wichtig ist, dass der Hund Fährten sehr lustvoll und positiv erfährt.


 

Die Unterordnung

In der Unterordnung (UO) soll der Hund einen exakten Gehorsam zeigen, aber trotzdem freudig und triebvoll arbeiten.
Auch hier kann man in der Ausbildung mit Futtermotivation und oder Beutemotivation arbeiten.cj me b Ich arbeite je nach Übung und natürlich auch je nach Veranlagung des Hundes mit beidem. Mit dem Futter hat der Hund in der Regel eine geringere Trieblage, das heißt er ist motiviert, aber die Reizlage ist deutlich geringer und der Hund ist damit ansprechbarer. Hier kann ich gut die Grundübungen wie Sitz, Platz und Steh sowie das Fusslaufen erarbeiten.
Auch unterliegt die Arbeit mit der Beute einer deutlich schnelleren Ermüdung, sodass man i.d.R. weniger Wiederholungen machen kann. Will ich aber z. B. Geschwindigkeit trainieren, dann gibt es nichts Besseres, als die Arbeit mit einem Beute- oder Spielobjekt wie z. B. ein Ball, oder eine Beisrolle.
Mit der UO sollte man sehr früh anfangen, um erste Grundsteine zu legen, da gerade Welpen und Junghunde sehr aufnahmefähig und lernbegierig sind. Aber es ist unbedingt zu beachten, dass immer nur kurze Einheiten von wenigen Minuten geübt wird, um die jungen Hunde nicht zu überlasten! So macht der Hund spielerisch und sehr  positiv seine ersten Erfahrungen. Schon dadurch lege ich den Grundstein für eine sehr gute Bindung zu meinem Hund!
Mögliche  Übungen:

  • Futtertreiben
  • kleine Zerrspiele (nicht, wenn der Hund in der Zahnung ist ca. ab 16. Woche)
  • erstes Fusslaufen
  • Spielapport
  • technische Übungen
  • ...

 Der Schutzdienst

Der Schutzdienst kombiniert höchste Ansprüche an den Gehorsam des Hundes mit Verteidigungsübungen gegen einen Scheintäter. Menschen, die noch nie Berührungspunkte mit unserem Sport hatten, glauben, dass die Hunde "scharf" gemacht werden und auf Kommando Menschen beißen würden. DAS IST NICHT DER FALL!
Ich bilde seit 1980 Hunde aus und es ist noch nie etwas Derartiges passiert. Bei der Ausbildung legen wir sehr viel Wert auf die Wesensüberprüfung der Hunde. Jedes Kind kann auf den Platz gehen, selbst wenn der Hund gerade Schutzdienst gemacht hat. Ohne einen Grundgehorsam, wie er in der BH-VT vorgeschrieben ist, darf ein Hund auch nicht im Schutzdienst trainiert werden.
Die Grundlagen für die Ausbildung in der Abteilung C lege ich wieder zu Hause und beginne mit einer Beuteförderung des Hundes schon recht früh mit z. B. kleinen Zerrspielen mit einem kleinen Lappen, Handtuch ider auch einer kleinen weichen Beißrolle (in der Zahnung, also ab ca. 16. Woche, wird pausiert!). Ich setzte mich dazu gerne auf den Boden und mache den
kleinen Hund durch relativ schnelle, ruckartige Bewegungen vom Hund weg, auf die Beute aufmerksam. Wenn er dem Beuteobjekt nachsetzt, wird er gelobt und bestätigt. Viele junge Hunde springen anfänglich gerne erst mt den Pfoten auf den Lappen und packen dann zu, das macht aber nichts! Hat der Hund den Lappen gut gepackt, mache ich die Beute streitig, d. h. ich ziehe mal daran, gebe sofort wieder nach, wenn der Hund sich dagegen stemmt und lasse ihn gewinnen. Der Hund sollte dann idealerweise mit der Beute wieder zu mir kommen und das Spiel geht von vorne los! Diese Spiel steigere ich dann mit dem Alter und Ausbildungsstandes des Hundes. Aus dem weichen Lappen wird eine Beissrolle und ich sitzte auch nicht mehr auf dem Boden :) Im Zusammenhang mit dem Spiel sollte auch relativ zeitig das Aus-Hörzeichen mit erlernt werden. Wenn der Hund schon in jungen Jahren begreift, dass das Spiel nur weiter geht, wenn er die Beute loslässt, dann ist Aus und Sauberkeit später kein Problem!